DER CLUB

1. Dr.-Porsche Gedächtnis-Skijöring

. Dr.-Porsche Gedächtnis-Skijöring GP Icerace

Vergangenheit mit großer Zukunft

Vor 70 Jahren verstarb Ferdinand Porsche mit 75 Jahren. Beigesetzt wurde er in der Familiengruft auf dem über 600 Jahre alten Anwesen „Schüttgut“ in Zell am See. Die Namen Porsche und Zell am See sind bis heute eng miteinander verbunden und bereits im Jahr nach seinem Tod fand dort das „1. Dr.-Porsche Gedächtnis-Skijöring“ statt.

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1. Dr.-Porsche Gedächtnis-Skijöring

Skijöring bedeutet im Skandinavischen „gezogene oder geschleppte Ski“. Diese waghalsige Sportart war bereits vor dem Zweiten Weltkrieg so populär, dass sie sogar bei den Olympischen Spielen im Februar 1928 in St. Moritz zelebriert wurde, allerdings mit Pferden und nicht mit Motorrädern, wie in den Folgejahren üblich. 1937 fand in Zell am See das erste Motorrad-Skijöring statt, vor der unverkennbaren Alpenkulisse. Damals fror der Zeller See Anfang Januar zu und die tragende Eisdecke schmolz erst wieder Mitte März. Dazu muss man wissen, dass Schnee auf der Eisdecke die Tragfähigkeit verringert, da das aufsteigende wärmere Grundwasser nicht abkühlen kann. So wurde tatsächlich auch das erste Porsche-Gedächtnisrennen kurzerhand wegen starker Schneefälle auf Land verlegt, denn die geforderte Eisstärke von mindestens 20 Zentimetern konnte nicht gewährleistet werden.

Die Problematik mit der Eisstärke erzeugte bei den Veranstaltern Jahr für Jahr ein großes Bangen und gelegentlich musste die Veranstaltung durch den eingesetzten Gutachter wegen mangelnder Tragfähigkeit abgesagt werden oder eben auf das Festland umziehen – meist sehr kurzfristig. Das letzte Rennen auf dem Zeller See fand 1973 statt, denn bei den Vorbereitungen im Folgejahr brach die Eisdecke unter einem Unimog, obwohl auf der Piste bis zu 29 Zentimeter Eisstärke gemessen wurde. Der Gemeindearbeiter Peter Hofer ertrank. Diese Tragödie markierte das Aus – und die packenden Duelle auf Eis mit dem spektakulären Skijöring gerieten in Vergessenheit.

Im Jahr 2019 feierte diese faszinierende Sportart ein grandioses Comeback. Ferdinand „Ferdi“ Porsche – Enkel des Firmengründers und Urenkel des vor 70 Jahren verstorbenen Technikpioniers – und sein Freund Vinzenz Greger küssten dieses besondere Stück Motorsport wieder wach. Selbstverständlich nicht auf dem Zeller See direkt, der inzwischen zu keiner Jahreszeit mehr gefroren ist, sondern auf dem Porsche-eigenen ehemaligen Fluggelände. Im Folgejahr dann bereits die Zweitauflage. Die 2021-Veranstaltung musste wegen Corona abgesagt werden. Dafür kehren die begeisterten Winter-Motorsportler vom 18. bis 20. Januar 2022 nach Zell am See zurück, auf das neue Fluggelände, welches einfach mehr Platz hat und somit mehr Spielraum bietet.

Bemerkenswert war bei den ersten Revivals in 2019 und 2020 der kurze Vorlauf, mit dem die Veranstaltung nachhaltig platziert werden konnte. Von der Nennmöglichkeit bis zum Start vergingen gerade einmal knapp zwei Monate. Und trotzdem war das Starterfeld bespickt mit besonderen Fahrzeugen. Auch zahlreiche Werksteams mit prominenten Fahrern kamen in die Ferienregion Zell am See. Die Organisatoren freuten sich, das bereits im ersten Jahr rund 8.000 Besucher bei bis zu minus zehn Grad durch das Fahrerlager schlenderten oder sich gut gelaunt entlang der Piste positionierten, um die Helden in der Eis-Arena anzufeuern. Diese bestand aus einem 600 Meter langen Rundkurs mit verschieden scharfen Kurven und nicht nur die Fahrbahn war – zumindest bis die Spikes den Untergrund aufgewühlt hatten – spiegelglatt, sondern auch die über ein Meter hohen Fahrbahnbegrenzungen bestanden aus purem Eis.
Ein falscher Dreh am Lenkrad hätte fatale Folgen gehabt. Die Anspannung darüber war den Fahrern ins Gesicht geschrieben, und zwar ganz gleich, wie professionell ihre Fahrkünste waren.

Zwei Tage lang duellierten sich hier nämlich Amateure mit Profis. Nirgendwo sonst auf der Welt kann sich ein Privatier mit einem Le Mans-Sieger messen. So hat zwar Porsche-Repräsentant Mark Webber bereits unzählige Langstrecken-Rennen gefahren und auch gewonnen, ist aber noch niemals zuvor auf Eis gefahren. Die Motorsport-Welt rückt also auf der Eis-Piste näher zusammen. Und überhaupt: Weder Abgrenzungen noch Chipkarten trennen im Fahrerlager Werkteams von Amateuren oder die Besucher von den Fahrern. Jeder hat die Chance, mit seinem Idol ins Gespräch zu kommen.

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1. Dr.-Porsche Gedächtnis-Skijöring

Im zweiten Jahr kamen bereits rund 16.000 Besucher, weit mehr als zu den populärsten Zeiten der Eisrennen in den fünfziger und sechziger Jahren. Wie ist das möglich, bei einer Veranstaltung, die es über 46 Jahre nicht mehr gab? Die Antwort heißt Social Media. Ferdi und Vincent zündeten über eine professionelle Agentur ein reines Instagram-Feuerwerk, ausgerichtet auf junges Publikum. Die Rechnung ging voll auf. Beim GP Ice Race dominieren junge Menschen, was man von vergleichbaren Motorsport-Veranstaltungen keinesfalls sagen kann. Diese leiden eher an einem viel zu hohen Altersdurchschnitt bei den Fans.

Beim GP Ice Race kommt jeder auf seine Kosten: Aktuelle Supersportwagen messen sich mit Formelfahrzeugen, Oldtimern, Youngtimern, Buggys und Motorrad-Gespannen; entweder im direkten Duell oder bei Demonstrationsläufen für ganz ausgefallene Fahrzeuge. Dabei ist erstaunlich, welche Fahrzeuggattungen sich auf Eis schnell bewegen lassen. Zur großen Verwunderung der Fans pilotierte Joachim „Strietzel“ Stuck seinen ehemaligen Formel-1-Rennwagen, den March-Cosworth 741 mit Zwillingsbereifung. Dadurch sorgten auch bei dem Boliden der Königsklasse moderne Spikes-Reifen für den notwendigen Vortrieb. Um die wilde und auch gefährliche Zeit von damals in die Moderne zu tragen, schickten die Veranstalter aber nicht nur Automobile mit Verbrenner-Motoren auf die Piste, sondern auch Elektrofahrzeuge, allen voran Daniel Abt mit seinem aktuellen FIA Formel E-Wagen, den Audi e-tron FE06.

Ganz oben im Kurs aber steht Skijöring. Und Teilnehmer dieser Klasse haben auch die größten Chancen, bei der digitalen Wahl (e-voting) vor Ort zum „Publikumsliebling“ gekürt zu werden. Da die Veranstaltung sehr stark Porschelastig ist, überraschte umso mehr, dass die Wahl im Jahr 2020 auf eine schwedische Marke fiel. Gewonnen hat ein Volvo P 1800 aus dem Jahr 1961 mit einem passend dazu gekleideten Skifahrer im Schlepptau. Glanzvoller hätte der 60. Geburtstag des ikonischen Sportcoupés nicht ausfallen können als mit einer publikumsträchtigen Präsentation bei einem der Winter-Top-Events, welche auch noch auf das Jubiläumswochenende fiel.

Der dafür eingesetzte Volvo P 1800 verzauberte die zahlreichen Zuschauer des Ice Race schon alleine durch seine Eleganz, die über die Bildschirme in jeder Streckenpassage voll zur Geltung kam. Auch der Moderator liebte den Volvo und erkläre ihn zum schönsten Fahrzeug der ganzen Veranstaltung. Fast schon euphorisch wurde die Stimmung, als das Team durch beherzte Fahrweise kurzzeitig in die Top Ten der Skijöring-Klasse fuhr und sich unter wesentlich modernere Porsche mit drei bis viermal so viel PS mischte.

Auch Skifahrer Rainer Kühlwein gefiel an dem Sonntag, passend im Stil der sechziger Jahre gekleidet, mit gedeckten Farben und mit einem Halbschalenhelm hinter dem Volvo. Am Renn-Tag zuvor war das noch nicht möglich, weil er an diesem Tag auch von Porsche-Werksfahrer Patrick Long am Steuer des 997 „Air“ gezogen wurde und mit deutlich schnellerer Gangart rechnen musste. Dadurch war moderne Schutzkleidung angebracht.

Summa summarum erreichte die Volvo-Crew im Januar 2020 Platz 13 – von 25 Startern – in der Skijöring-Klasse und waren damit eines der schnellsten Teams mit einem Oldtimer. Viel wichtiger als die Platzierung aber war, dass das Sportcoupé von den zahlreichen jungen Besuchern nicht nur umringt und wahrgenommen wurde, sondern auch mit der Auszeichnung „Publikumsliebling“ geehrt wurde.

Mehr erfahren: www.gpicerace.com

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The Heritage Post No.40

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