Frank Nopper

Ursprünglich nennt er sich noch „königlicher“ Automobilclub, erst mit dem Ende der Monarchie 1918 wird aus ihm der „württembergische“ Automobilclub. Er ist damals, im Jahre 1899, deutschlandweit die erste Initiative, die sich für eine neue, schnellere und individuelle Fortbewegungsmöglichkeit: fürs Automobil einsetzt. Überraschend ist es eigentlich nicht, dass der Club in Stuttgart gegründet wird. Carl Benz und Gottlieb Daimler hatten Jahre zuvor das Automobil erfunden, Robert Bosch den Magnetzünder als Vorläufer der Zündkerze. Fast alle relevanten Technologien fürs Automobil wurden in Stuttgart und seiner Region erfunden. Die Gründung eines Automobilclubs erscheint als eine logische Folge. Und dennoch sind die Umstände bemerkenswert, denn es schließen sich damals drei Männer, drei Erfinder, drei Industriepioniere zusammen, um den Club ins Leben zu rufen: Gottlieb Daimler, Robert Bosch und Wilhelm Maybach. Gemeinsam wollen sie die neue Technologie öffentlich bekannt machen. Damals beginnt das Cluster der Mobilität, das noch heute prägend ist, sich zu entwickeln. Mit der Gründung des Clubs legen die drei Industriepioniere einen wichtigen Grundstein für die wirtschaftliche Entwicklung der gesamten Region. Sie legen einen Grundstein für Wohlstand und Reichtum, der viele Menschen anzieht. Der Automobilclub berät damals die Politik in Verkehrsfragen. Die Entwicklung des Straßenverkehrs in Württemberg ist ohne den Automobilclub und seine Expertise kaum denkbar. Über Jahrzehnte trägt er dazu bei, dass Stuttgart als die Automobilregion schlechthin wahrgenommen und in der auch entschieden wird, wie es mit dem Automobil weitergeht. Als Unternehmer gingen Daimler, Bosch und Maybach mit Begeisterung, Überzeugungskraft und Zuversicht ans Werk. Herausforderungen sind dazu da, sie zu meistern. Dieser Geist erscheint heute noch vorbildlich, in einer Zeit, in der die Automobilbranche vor großen Umbrüchen steht. Der Automobilstandort ist viel stärker und besser, als er manchmal gemacht wird. Es gibt unzählige, international tätige Unternehmen mit ausgewiese-nen Forschungsabteilungen. Die ansässigen Automobilkonzerne bauen die besten und schönsten Fahrzeuge, sie sind weltweit gefragt, sie stehen für höchste Qualität. Die Unternehmen verkaufen nicht nur Mobilität, sie übernehmen auch Verantwortung für die Umwelt und fürs Klima, auch soziale Verantwortung. Schon vor Jahren haben sie sich auf die neuen Herausforderungen eingestellt, auf neue Werkstoffe und Leichtbau, auf einen wachsenden Elektronik- und IT-Anteil in den Fahrzeugen, auf weniger Energieverbrauch und alternative Antriebe. Es gibt Gründe genug, selbstbewusst aufzutreten und Stärke zu zeigen. 

Der Württembergische Automobilclub hat erfolgreiche und schwierige Zeiten gehabt. Dabei konnte er immer auf seine treuen und zahlreichen Mitglieder bauen. Die Club-Zentrale befindet sich seit 125 Jahren am selben Ort, in jenem Haus in der Mörikestraße, in dem einst schon Gottlieb Daimler, Robert Bosch und Wilhelm Maybach zusammensaßen. Es wurde zwar im Krieg zerstört, aber an derselben Stelle wiederaufgebaut. Die Adresse des größten deutschen Automobilclubs erinnert an einer der größten deutschen Lyriker, der sich als Pfarrer frühpensionieren ließ, um als Professor für Literatur am Stuttgarter Katharinenstift zu wirken. Mörike verstand es, seine Leserinnen und Leser zu moti-vieren. Viele kluge Sätze sind überliefert. „Getrost! Was krumm ward oft noch grad, oft über Nacht kam guter Rat.“ Oder auch: „Man muss immer etwas haben, worauf man sich freut.“ – Ich möchte das „worauf“ in ein „worüber“ verändern. Ich freue mich über den 125. Geburtstag des Württembergischen Automobilclubs! Herzliche Glückwünsche! 

Dr. Frank Nopper
Oberbürgermeister
von Stuttgart

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