WISSEN
Automatisierung und
Vernetzung: Die Zukunft der
Mobilität beginnt heute
Die Sachverständigenorganisation DEKRA feiert in Klettwitz (Brandenburg) einen besonderen Meilenstein für die Sicherheit der Mobilität von morgen: Am DEKRA Lausitzring wurde der neue Bauabschnitt der Citykurse offiziell eröffnet. „Die Mobilität von morgen mit zunehmend automatisierten und vernetzten Fahrzeugen lebt davon, dass die entsprechenden Systeme vor ihrer Zulassung auf Herz und Nieren getestet werden“, so Guido Kutschera, DEKRA Deutschland-Chef und Vorsitzender der Geschäftsführung der DEKRA Automobil GmbH. „Genau das tun wir hier – mit einer einzigartigen Vielfalt von Teststrecken, mit der Expertise unserer Kolleginnen und Kollegen und mit Testmethoden auf dem allerneuesten Stand der technischen Entwicklung.“
- Variabel nutzbare Asphaltflächen für unterschiedlichste Testszenarien
- Ziel für die Zukunft: Teststrecken mit Simulation von Witterungsbedingungen
- Weitere Investitionen am Standort sind bereits geplant
„Die Erhöhung der Verkehrssicherheit ist eine dauerhafte Aufgabe. Durch den Einsatz von Assistenzsystemen oder automatisierten Fahrzeugtechnologien kann der Straßenverkehr sicherer gemacht werden. Allerdings erfordert der Einsatz solcher Technologien umfangreiche Tests. Ich freue mich daher, dass der DEKRA Lausitzring künftig mit den Citykursen ideale Rahmenbedingungen für die realitätsnahe Erprobung autonomer Fahrfunktionen bietet“, sagte Guido Beermann, Minister für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg zur Eröffnung des neuen Bauabschnitts. „Zudem werden in der Strukturwandelregion Lausitz Arbeitsplätze in einer Zukunftstechnologie geschaffen. Das stärkt nicht nur die Lausitz, das stärkt ganz Brandenburg und ganz Deutschland.“
Variable Infrastruktur ermöglicht hoch komplexe Testszenarien
Auf den bisherigen Zuschauer-Parkflächen am DEKRA Lausitzring wurden für die Citykurse auf rund 80.000 Quadratmetern variabel nutzbare Asphaltflächen eingebaut. Die Anlage umfasst Fahrstreifen, Großflächen, Kreuzungsbereiche und vieles mehr. Unter anderem wurden auch ca. 300 Meter Straßenbahnschienen verlegt. Mit flexiblen Markierungen, mobiler Infrastruktur und ggf. simulierter Randbebauung lassen sich nun die unterschiedlichsten Szenarien des innerörtlichen und teils überörtlichen Verkehrs darstellen. „In Kombination mit hoch modernen Testmethoden können wir künftig Fahrzeuge in nahezu beliebig komplexe Situationen bringen, um ihre automatisierten Fahrfunktionen der maximalen Test-Herausforderung auszusetzen“, erklärt Uwe Burckhardt, Leiter Test und Event am DEKRA Lausitzring. In so genannten Schwarmtests sollen bis zu zwölf bewegte Objekte im Umfeld des Testfahrzeugs eingesetzt werden. Sie können unterschiedlichste andere Fahrzeuge, aber auch Fußgänger darstellen und können künftig zentimetergenau gesteuert werden. Damit sind die gleichen Testabläufe immer wieder reproduzierbar, so dass Systeme und Funktionen unter jeweils gleichen Bedingungen getestet werden können.
„Nachdem sich die Vorbereitungen und manche Entscheidungen – insbesondere pandemiebedingt – um beinahe zwei Jahre verzögert hatten, konnten wir die neue Anlage jetzt in Rekordzeit fertigstellen“, freut sich Erik Pellmann, Fachbereichsleiter Technology Center bei der DEKRA Automobil GmbH. „Vom Beginn der bauvorbereitenden Maßnahmen bis zur heutigen Eröffnung sind nur rund sieben Monate vergangen. Allen Beteiligten bei uns im Haus und bei unseren Partnern gilt für diese Leistung ein großes Kompliment.“
Das konkrete Layout der Asphaltflächen der neuen Citykurse wurde von DEKRA in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit Fahrzeugerstellern, Zulieferern und Forschungseinrichtungen geplant. „Unter Federführung des Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme in Dresden haben wir das innerstädtische und vorstädtische Unfallgeschehen in Deutschland der Jahre 2013 bis 2019 detailliert ausgewertet“, so Burckhardt. „Mit den Straßengeometrien, die unsere flexiblen Citykurse ermöglichen, lassen sich mehr als 80 Prozent dieser realen Verkehrsszenarien im Test abbilden.“
Der DEKRA Standort in Klettwitz bietet nun eine einzigartige Vielfalt an Teststrecken, die beinahe alle so genannten „Operational Design Domains“ des automatisierten Fahrens abdecken – also die Umfelder, für die automatisierte Fahrfunktionen in Zukunft ausgelegt sein werden. „Auch die letzten Lücken wollen wir bald noch schließen; entsprechende Planungen für weitere Teststrecken laufen bereits“, sagt Standortleiter Pellmann. „Dabei ist es unser Ziel, auf bestimmten Strecken auch spezifische Witterungsbedingungen simulieren zu können.“
Entwicklung des Standorts bei weitem noch nicht am Ende
Auch wenn gut fünf Jahre nach der Übernahme des Lausitzrings durch DEKRA also der damals angekündigte Ausbauumfang jetzt abgeschlossen ist: Die Entwicklung am Standort geht weiter – auch jenseits von Prüf- und Teststrecken. „Wir haben unser DEKRA Technology Center hier in Klettwitz vor ziemlich genau 20 Jahren eröffnet. Seitdem hat sich der Standort massiv weiterentwickelt“, bilanziert Guido Kutschera. „Labore wurden ständig erweitert und den Anforderungen angepasst. Neue Infrastruktur ist hinzugekommen, genauso wie neue Kolleginnen und Kollegen. Heute haben wir hier in Klettwitz mehr als 200 Beschäftigte – und damit sind wir bei weitem noch nicht am Ende.“
Bereits in Planung ist die Ansiedlung des DEKRA Testzentrums für automobile und stationäre Batteriesysteme. Es soll Ende 2024 voll betriebsbereit sein und bedeutet für sich allein weitere Investitionen im zweitstelligen Millionen-Euro-Bereich.