DER CLUB
Review
WAC Night of the Champions
vom 22.02.2024
Zwei neue WAC-Ehrenmitglieder erhielten an diesem Festabend ihre Auszeichnungen. Bereits bekannte Ehrenträger stellten sich vor und berichteten aus ihrer Zeit
Clubpräsident Bernd Schlossnickel eröffnete den Abend, der zu einem der wichtigsten des Jahres zählte: „Ich begrüße ganz herzlich die hier anwesenden Club-Ehrengäste – die bereits bekannten und die zwei neuen Ehrengäste.“ Nach dem Präsidenten übernahmen Veranstaltungs- und Pressereferent Jürgen Preuss und anschließend Jugendreferent Nico Balss die Vorstellung der Kandidaten.
Prominentestes WAC-Ehrenmitglied ist ohne Frage die Rennfahrer-Legende Hans Herrmann, der wohl als einziger Pilot von den 50er- bis in die frühen 70er-Jahre hinein aktiv war und für Porsche den ersten, schwer erkämpften Le Mans-Sieg erzielte. Obwohl „Niederlagen und Erfolge im Rennen und im Leben“ stets präsent waren, ist der inzwischen 96-jährige Champion noch erstaunlich fit und wie auch an diesem Abend häufig Gast beim WAC in der Mörikestraße.
Ein weiterer Rennsport-Champion, der aus Braunschweig angereist war, erhielt die erste Auszeichnung zum neuen Ehrenmitglied im WAC: Kurt Ahrens. Er machte als Privatfahrer eine beindruckende Karriere, die ihn vom Formel Junior-Monoposto bis in das Cockpit des zunächst als unfahrbar geltenden Porsche 917 brachte. Aufgrund seines Fahrkönnens und technischen Verständnisses konnte er das Monster bändigen und 1970 zusammen mit Jo Siffert den ersten 917-Sieg erzielen.
In der Formel 2 konkurrierte Ahrens mühelos mit den späteren Formel 1-Größen Jacky Ickx, Chris Amon und Jochen Rindt. Aber: „Ich wollte immer Privatfahrer und unabhängig bleiben.“ Und fügte hinzu: „Gut, dass mich damals Hans Herrmann nach seinem Le Mans-Sieg dazu überredet hat, mit den Rennsport aufzuhören.“ So hat „Kurti“ den risikoreichen Rennsport überlebt, ist inzwischen mit 83 Jahren Ur-Opa und jetzt Ehrenmitglied im WAC. (Mehr über Kurt Ahrens im WAC-Review aus Anlass seines Club-Besuchs im letzten Jahr)
Die zweite Auszeichnung zum Ehrenmitglied im WAC ging an Andreas Dünkel, Initiator und Investor der bald zehn europaweiten Motorworld-Standorte: Barcelona, Berlin, Böblingen, Metzingen, München, Köln, Palma (neu!) , Rüsselsheim, Zeche Ewald-Ruhr und Zürich. Mit jeder neuen Motorworld hat Andreas Dünkel auch ein grandioses Stück Industrie-Architektur am Leben erhalten: das ehemalige Opel-Werk, ein Straßenbahn-Depot, ein komplettes Schmiedewerk und mehr. Wir kennen und schätzen vor allem die Motorworld Böblingen, die bereits 2009 im ehemaligen Flughafen-Hangar ihre Toren öffnete.
Nahezu alle Motorworld-Standorte bieten exklusiven Fahrzeughandel – von Oldtimer über Premiumfahrzeuge bis hin zu Bikes –, ein umfassendes Spektrum an automobilen Dienstleistern und spezialisierten Werkstätten, Glasboxen für alte und neue Auto-Klassiker, sowie eine Vielzahl an hochwertigen Accessoires–Shops, Galerien und Gastronomie-Angeboten. Auf verschieden großen Veranstaltungsflächen können Events durchgeführt werden.
Gemeinsame Besuche der Motorworld-Erlebniswelten sind ein beliebter Fixpunkt der WAC-Clubaktivitäten. So ist für den Herbst dieses Jahres ein Flugzeug-Trip nach Palma geplant, wo Andreas Dünkel eine neue Motorworld eröffnen wird. Außerdem liefert das „Motorworld Bulletin“ exzellenten Lesestoff rund um das Thema Klassiker und nennt die aktuellen Veranstaltungs-Termine. Als PDF auf www.motorworld.de
Neben den beiden neuen stellten sich auch die bisherigen WAC-Ehrenmitglieder dem Publikum vor. Dr. Dieter Baur ist seit 65 Jahren im WAC und kümmerte sich als leidenschaftlicher Anwalt um die Rechts-Belange des Clubs. Er organisierte gemeinsame Ausfahrten und sogar Tanzkurse. Außerdem hielt er Kontakte zu anderen Clubs wie Tennis und Reiten für wichtig. Sein Sohn Dr. Jochen Baur hat inzwischen die Aufgaben des einstigen Clubsyndicus übernommen.
Peter Steng, dessen minimalistische Leuchten-Kreationen als „Steng Licht“ inzwischen Design-Klassiker sind, erinnert sich, dass er schon als Schüler seinen Vater in den WAC begleitet hat. Noch heute sei der Besuch der Clubräume eine „Zeitreise, alles ist hier irgendwie stehengeblieben“. Dafür ist der studierte Innenarchitekt und Möbeldesigner zum Großteil mitverantwortlich. Steng hat unter dem Präsidenten Günther Koch das Club-Anwesen „dezent renoviert“ und auch das „Rollende Museum“ erfunden und organisiert. Dass man auch dieses Jahr am 16. März wieder auf dem Schlossplatz starten darf, ist seinem Engagement zu verdanken. Deshalb ist der Besitzer und Liebhaber sportlicher Automobil-Klassiker ebenfalls Ehrenmitglied im WAC.
Ein weiteres Ehrenmitglied ist Peter Paul Pietsch, „Verlagsmanager aus Überzeugung“, wie er sich selbst sieht. Sein Vater, der ebenfalls in Freiburg geborene Rennfahrer Paul Pietsch (1911 bis 2012), begründete bereits kurz nach dem Krieg mit der Zeitschrift auto motor und sport das Motorpresse-Imperium, das seit 1950 in Stuttgart beheimatet ist. Sein Sohn Peter Paul Pietsch, ein in England, Österreich und in den USA ausgebildeter Verlags-Manager, leitete viele Jahre die Geschäftsbereiche Flugzeug und Motorrad. Inzwischen ist der erfolgreiche Hobby-Rennfahrer aus dem operativen Geschäft ausgeschieden und bleibt zusammen mit seiner Schwester Patricia Scholten der Motorpresse als Gesellschafter erhalten. Mit berechtigtem Stolz nennt Peter Paul Pietsch den aktuellen Familienanteil von 85 Prozent, der zum Großteil von Gruner & Jahr zurückgekauft wurde.
Schließlich erinnert Ehrenpräsident General a.D. Günther Koch daran, dass man heute im WAC, wie von den Gründern Daimler, Bosch und Maybach beabsichtigt, „den mobilen Gedanken weiterhin in die Gesellschaft trägt“. Dabei sei es wichtig, auch „neue Impulse“ zu berücksichtigen ohne dabei die Tradition aus den Augen zu verlieren. Günther Koch erinnerte auch an die fulminante 100-Jahres-Feier des WAC, an den Festakt im Neuen Schloss mit prominenten Gästen wie Ministerpräsident Erwin Teufel, Stuttgarts OB Wolfgang Schuster, Mercedes-Chef Jürgen Schrempp und anderen. Der einstige Düsenjet-Pilot „war gerne Soldat“, gemahnte an die bis heute andauernde Friedensperiode in Mitteleuropa und wünschte allen „Wohlstand und Frieden für die Zukunft“.