DER CLUB

ABKEHR VON DER
GRÜN GEWASCHENEN
TECHNOLOGIESTURHEIT

Fast wäre es zum Äußersten gekommen. Um ein Haar wären wir bereit gewesen, den Verbrenner-Motor abzuschreiben. Beinahe hätten wir uns schon wohlgefühlt, in dieser glatt gefeilten Welt des schick vermarkteten Einheits-Surrens. Irgendwann noch mit vertrautem Motorensound durch’s Württemberger Land zu cruisen und das mit gutem Gewissen? Zu schön, um wahr zu sein – oder? Porsche Entwicklungschef Michael Steiner lässt uns zumindest ein wenig näher an diesen Traum rücken. Jüngst verkündete er, der eFuels-Antrieb sei ein elementarer Bestandteil, wolle man künftig nachhaltige Fahrzeuge anbieten.

Synthetische Kraftstoffe, zu denen die eFuels zählen, könnten tatsächlich einen wertvollen Beitrag zur Vereinbarkeit von individueller Freiheit und Umweltschutz
leisten. Ohne Sie in eine dieser quälenden naturwissenschaftlichen Schulstunden zurückversetzen zu wollen, sei in Kürze erklärt: eFuels werden mittels Wasserstoffs und CO2 aus der Luft hergestellt. Durch Zuführung von Energie entsteht in einem synthetischen Verfahren ein Stoff, der die gleichen Eigenschaften, wie ein herkömmlicher fossiler Brennstoff, also Benzin oder Diesel, hat. Die Energie? Stammt optimalerweise aus einem Überschuss an regenerativem Strom. Global gibt es den tatsächlich. Wenn in Chile die Sonne knallt oder in Norwegen der Wind tobt. Übrigens: So weit müssen Sie aber gar nicht fahren, um Zeuge dieser Zukunftstechnologie zu werden. In Baden-Württemberg nimmt das KIT – das Karlsruher Institut für Technologie – eine Vorreiterrolle ein. Im Rahmen des vom Bund gefördertenKopernikus-Projekts P2X entstand auf dem Campus der Universität die weltweit erste integrierte Power-to-fuel-Anlage, die eben beschriebenes Verfahren ermöglicht.

Das Ziel ist klar definiert: Emissionsneutrales Autofahren. Das ausgestoßene CO2 wird durch das zur Herstellung benötigte CO2 kompensiert. Auch das klingt zu schön, um wahr zu sein. Dass die E-Mobilität noch ihre liebe Zeit benötigen wird, um das Problem der Emissionen zu bereinigen, zeigt ein kurzer Blick in die Zahlen. Das Kraftfahrt-Bundesamt meldet zu Beginn des Jahres. 31 Mio Benziner, 15 Mio Diesel und gerade mal 136.617 Fahrzeuge mit Elektro-Antrieb. Um nicht falsch verstanden zu werden: Die Elektromobilität kann und wird ihren Beitrag leisten. Wer aber ernsthaft über die Optimierung der ökologischen Bilanz im Individualverkehr sprechen möchte, der kann die oben dargestellte Realität nicht einfach ignorieren. Bestand ist Bestand. Wann also können wir bei der nächsten Ausfahrt eFuels tanken? Experten sagen: Zehn Jahre Entwicklungszeit bedürfe es schon noch bis zur Serientauglichkeit.

Die zentrale Frage ist eher die Bezahlbarkeit als die Machbarkeit. Gut zehn US-Dollar werden derzeit für den Liter synthetischen Kraftstoff fällig. Zwischen einem
und zwei müssen es werden. Doch Sie sehen: Dran bleiben lohnt sich. Was brauchen wir zur erfolgreichen Einführung von eFuels auf diesem Planeten? Wir müssen strukturelle und infrastrukturelle Voraussetzungen schaffen. Die Fehler der desaströsen E10-Premiere dürfen sich nicht wiederholen. Wir müssen finanzielle Anreize setzen. Erst, wenn die Emissionsstrafen der Hersteller nicht mehr nur am Auspuff des Autos bemessen werden, sondern über dessen Lebenszyklus hinweg, ist eine Investition auch lohnend. Und wir müssen ökonomisch-sozial denken: Wir brauchen einen gesellschaftlichen Dialog. Von Wissenschaft, Politik, Industrie und ja: auch NGOs und „Aktivisten“. Bestimmt und pluralistisch. Aber endlich auch informiert, zielorientiert und realistisch. Frei von Ideologien.

Das, liebe WAC-Mitglieder, scheint wahrlich zu schön, um wahr zu sein. Schöner vielleicht sogar als die Synthese von Kraftstoff. Kulturell benötigen wir in Deutschland hierfür einen echten Wandel. Wir müssen uns wieder einer Mentalität der Innovationen und des Fortschritts verschreiben. Kein Problem wird nachhaltig durch ein stumpfes Verbot gelöst. Viele aber durch die Kraft der Gedanken und des Pioniergeists. Wir müssen wieder Freude am Diskurs haben, auch kantige Aussagen zulassen. Und wir müssen uns lösen von der Angst, Fehler zu machen und uns öffnen gegenüber der Lust, voranzuschreiten und zu entwickeln. Tragen wir als Württembergischer Automobilclub das unsere dazu bei.

TURNING AWAY FROM GREEN-WASHED TECHNOLOGY

It almost came to the extreme. We were almost ready to write off the combustion engine. We almost felt comfortable in this polished world of the chicly marketed uniform buzz. To cruise through the Württemberger Land with familiar engine sounds and with a clear conscience? Too good to be true – right? Porsche Head of Development Michael Steiner lets us at least get a little closer to this dream. He recently announced that the eFuels drive is an elementary component if one wants to offer sustainable vehicles in the future.

Synthetic fuels, which include eFuels, could indeed make a valuable contribution to reconciling individual freedom and environmental protection
performance. Without wanting to take you back to one of these tormenting science lessons, let me explain briefly: eFuels are produced using hydrogen and CO2 from the air. By adding energy, a synthetic process produces a substance that has the same properties as a conventional fossil fuel, i.e. petrol or diesel. The energy? Ideally comes from a surplus of renewable electricity. It actually exists globally. When the sun shines in Chile or the wind blows in Norway. By the way: you don’t have to drive that far to witness this technology of the future. In Baden-Württemberg, KIT – the Karlsruhe Institute of Technology – plays a pioneering role. Within the scope of the „Kopernikus Project P2X“ funded by the federal government, the world’s first integrated power-to-fuel plant was built on the university campus, the process just described made possible.

The goal is clearly defined: Emission-neutral driving. The CO2 emitted is compensated by the CO2 required for production. That too sounds too good to be true. A quick look at the figures shows that e-mobility will take a long time to solve the problem of emissions. The Federal Motor Transport Authority reports at the beginning of the year. 31 million petrol engines, 15 million diesel engines and just 136,617 vehicles with electric drive. So as not to be misunderstood: Electric mobility can and will make its contribution. But anyone who wants to talk seriously about optimising the ecological balance in private transport cannot simply ignore the reality described above. Stock is stock. So when can we fill up with eFuels at the next exit? Experts say: Ten years of development time are still needed to make eFuels suitable for series production.

The central question is affordability rather than feasibility. A good ten US dollars are currently charged for a litre of synthetic fuel. Between one
and two must become it. But you see: It’s worth sticking with it. What do we need to successfully introduce eFuels on this planet? We need to create structural and infrastructural conditions. The mistakes of the disastrous E10 premiere must not be repeated. We must provide financial incentives. Only when the manufacturers‘ emission penalties are no longer measured only on the exhaust of the car but over its life cycle will it be worthwhile investing. And we must think in economic and social terms: we need a social dialogue. From science, politics, industry and yes: also NGOs and „activists“. Determined and pluralistic. But at last, informed, goal-oriented and realistic. Free of ideologies.

That, dear WAC members, seems truly too good to be true. More beautiful perhaps even than the synthesis of fuel. Culturally, we in Germany need a real change for this. We need to re-dedicate ourselves to a mentality of innovation and progress. No problem will be solved sustainably by a blunt ban. But many will be solved by the power of thought and pioneering spirit. We must once again take pleasure in discourse, and allow angular statements to be made. And we must free ourselves from the fear of making mistakes and open ourselves to the desire to move forward and develop.

Let us, as the Württembergischer Automobilclub, contribute our part to this.