Wissen
Auf dem Weg
zur Kompetenz-
region
Daniel Gottschald, Geschäftsführer der TUM Campus Heilbronn gGmbH, spricht über seine Vision einer „Kompetenzregion“, die im Einklang aus Forschung, Lehre und Wirtschaft entsteht.
Warum die Technische Universität München auch eine Heilbronner Universität geworden ist, beantwortet Daniel Gottschald, der seit 2021 die Geschäftsführung der TUM Campus Heilbronn gGmbH innehat, mit seiner Bewunderung für die Region Heilbronn-Franken: Hier hat sich über viele Jahre eine eigenständige Kultur aus Weltmarktführern, Hidden Champions und Familienunternehmen mit Historie etabliert, die hierzulande ihresgleichen sucht. „Der Standort ist in gewisser Weise einzigartig. Denn hier wird alles sichtbar, was den deutschen Mittelstand stark macht – eine enorme Stabilität in der Breite sowie jede Menge Tradition und Glaubwürdigkeit.
Eine Universität, die von sich erzählt und zuhört
Die TU München hat dieses Potenzial erkannt und arbeitet mit der Dieter Schwarz Stiftung Tag für Tag daran, ihre Präsenz und Wirkung in der Region zu erhöhen. Doch es gibt noch viel zu tun. Was Gottschald in Heilbronn besonders umtreibt, ist die Herstellung eines symbiotischen Verhältnisses zwischen Universität und Wirtschaft, wie er es beispielsweise aus München kennt. „Wenn ich dort mit einer Transferinitiative auf ein Unternehmen zugehe, gibt es bereits eingespielte Mechanismen der Zusammenarbeit. In Heilbronn müsse die TU München noch viel mehr von sich erzählen, vor allem aber den Unternehmensvertretern zuhören und für gemeinsame Initiativen werben. Das tut uns auch selbst gut“, so Gottschald.
Mittelstand: Markenzeichen der Region
Eine große Chance sieht Gottschald darin, den Mittelstand künftig als Markenzeichen der Region hervorzuheben – mithilfe der TU München und ihrem neuen Campus in Heilbronn, der genau hier anknüpfen kann. „Das Silicon Valley ist bekannt für seine Technologieorientierung, Israel für seine Start-ups, und wir in Heilbronn-Franken müssen bekannt sein für unsere Familienunternehmen.“ Dabei geht es auch darum, die besonderen Kompetenzen dieser mittelständischen Akteure, wie etwa ihre ausgeprägte Resilienz, in den Fokus zu rücken. Schließlich ist die Fähigkeit, sich in Krisen über Wasser zu halten, gerade vor dem heutigen soziopolitischen Hintergrund wie auch den Nachwehen der Coronapandemie denkbar relevant.
„Wir in Heilbronn müssen als Kompetenzregion des deutschen Mittelstands bekannt sein.
Schließlich gilt es, hoch innovativ zu bleiben und gleichzeitig nicht jeden Trend mitzugehen. Die Familienunternehmen der Region haben eine gute Balance aus Bodenständigkeit und Innovationsfähigkeit gefunden, meint Gottschald. Mit dem „Bündnis für Transformation“ und zahlreichen kreativen Netzwerkangeboten, etwa der Wirtschaftsförderung oder der Agentur für Arbeit, stelle die Region zudem ihre Kooperationsfähigkeit unter Beweis. „Und schon allein deswegen bietet der Bildungsstandort Heilbronn den perfekten Nährboden für aufstrebende Akademiker, die selbst den Anspruch haben, einmal Führungspositionen zu bekleiden.“
Wer lernen will, wie man Innovationsgeist und Resilienz perfekt verbindet, findet hier in der Region viel Inspiration.
Die Digitalisierung als Vernetzungsmotor
Damit der Stempel „Kompetenzregion“ auch in Zukunft noch mehr Farbe bekommt, setzt die TUM vermehrt auf Netzwerkformate – wie den TUM Talk und TUM Connect –, bei denen der Austausch zwischen den wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Akteuren Heilbronn-Frankens gefördert wird. Vernetzung könne aber auch auf gänzlich anderen Wegen erfolgen, so Gottschald. Ein Beispiel? „Bierbrauer aus Irland, die mit digitalen Vermarktungsstrategien große Erfolge verzeichnen, sollen demnächst mit Weinbauern aus dem Raum Heilbronn zusammengebracht werden. Beide Seiten profitieren unkompliziert davon“, meint er und ergänzt: „Auch das ermöglicht die Digitalisierung, die nebenbei am TUM Campus Heilbronn eine zentrale Rolle in der Forschung und Lehre spielt.“ Daniel Gottschald hat hinsichtlich dessen noch weitere Ideen – beispielsweise eine Art Treffpunkt auf dem Campus, an dem man virtuell mit anderen Studierenden und Entrepreneurs an spannenden Orten wie dem Silicon Valley in Kontakt treten kann. So verbinde sich das „Metaversum“ mit der physischen Welt. „Wir wollen ja in die Region und in die Gesellschaft hineinwirken“, bekräftigt Gottschald. „Dazu müssen wir Verbindungen schaffen. Und dann entsteht automatisch Neues.