CLASSICS

ITALIENISCHER MASSANZUG

Fiat 8V Vignale Roadster

Der Fiat 8V Vignale Roadster wurde nur zweimal gebaut. Er gehört zu den ganz großen Würfen von Alfredo Vignale und Giovanni Michelotti.

Für Fiat-Verhältnisse ist jeder 8V ein Exot. Und ganz besonders dann, wenn er von Vignale eingekleidet wurde und eines von nur zwei offenen Exemplaren ist.

Für Fiat­-Dimensionen war der 8V kaum mehr als ein kurzes Aufleuchten auf dem Radar. Ganz gewiss warf er keinen Gewinn ab, und das war auch nicht das Ziel. Im heutigen Mar­keting­-Sprech wäre dieser göttliche Gran Turismo ein Halo-Effekt­-Produkt, dessen Glanz auf die weniger aufregenden Modelle herabstrahlte. Schließlich war und ist er bis heute das einzige Fiat-­Serienauto mit einem V8­-Motor. Wobei der Begriff »Serie« in diesem Fall ein relativer ist, denn es wurden nur 114 Exemplare gebaut.

Das faszinierende Coupé war auch ein Experimentierfeld, auf dem die Ingenieure ihre Kreativität entfalten konnten; der bedeutendste von allen: Dante Giacosa. Fiat hatte zum ersten Mal Ende der 1940er­-Jahre über ein V8­-Modell – eine Flagg­schifflimousine – nachgedacht. In seiner Autobiografie »Forty Years of Design at Fiat« erinnerte sich Giacosa: »Der erste Test des 104-V8 führte zu einer kompletten Überarbeitung der Zylinderköpfe und der Ventilsteuerung, um mehr Leistung zu generieren. 

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Die elegante Linienführung setzt sich von vorn bis nach hinten fort. Selbst das knapp geschnittene Roadster-Dach sitzt perfekt.

Der kurzhubige V8­ wurde von Schubstangen gesteuert und von zwei Weber­-Doppelvergasern versorgt. Wenn man Fiats Werbeunterlagen glauben durfte, produ­zierte das komplett aus Aluminium gebaute Juwel 105 PS bei 5600 U/min, mit einem entsprechenden Drehmoment von 146 Newtonmetern bei 3600 U/min. Die Kraft wurde mittels eines vom zweiten bis vierten Gang synchronisierten Viergangge­triebes auf die Hinterräder übertragen. Fiat beschrieb die Konstruktion damals als semi­selbsttragend – das separate Stahlchassis mit den Rohrlängsträgern war an die Karosserie angeschweißt – und die Aufhängung folgte dem Grundlayout der etwas langweiligen Millecento­-Limousine.

Eingekleidet wurde das Ensemble größtenteils im eigenen Haus, und zwar mit einer Karosserie aus der Feder von Fabio Lucio Rapi, einstmals ein sehr erfolgreicher Designer, zu des­ sen Arbeiten der Fiat Turbina und diverse Zagato­-Karosserien gehörten. Während der Wagen im Profil anmutig wirkte, war die Frontpartie insgesamt überladen – zum Glück wurde der hässliche Kühlergrill im Art­-Déco­-Stil des Showwagens nicht auf die Serienversion übertragen.

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Was für ein Anblick – Grandezza fällt einem dazu ein, so stimmig, so harmonisch wirken alle Proportionen.

Doch auf den Lorbeeren ruhte man sich bei Fiat nicht aus. Nach 34 gebauten Autos brachte das Werk eine überarbeitete Version heraus, deren augenfälligste Neuerung die neuen Vierfachscheinwerfer waren. Und nun wurden auch externe Karosserieschmieden herangezogen. Die bekanntesten Außenhäute stammten von Zagato, von denen alle bis auf eine geschlossene Karosserien waren. Die Mailänder Firma kaufte 1955 sogar einige der restlichen 8V von Fiat auf und setzte die Produktion bis zum Ende des Jahrzehnts fort. Die 8V waren übriggeblieben, weil Fiat den Wagen ein Jahr zuvor heimlich, still und leise aus dem Programm genommen hatte.

Damit war stets zu rechnen gewesen, denn selbst die Pro­duktion des Serienmodells hatte sich als mühsam erwiesen – die Herstellung des Fahrgestells und die Montage der Haupt­komponenten waren zu Siata ausgelagert worden. Und dann war da noch die Sache mit dem Listenpreis, der annähernd drei Millionen Lire betragen hatte. In dieser Region war die Luft schon recht dünn, besonders dann, wenn der Kunde auch noch die Kosten für eine extern gebaute Karosserie aufbringen sollte.

Die Ausstrahlung der markanten Vignale-Karosserie wird von klassischen Speichenrädern unterstrichen. Der V8 war für eine Limousine entwickelt wirden, die nie in Serie ging. Und so kam auch Vignale zu einem Auftrag. In seinem zweibändigen Werk »Otto Vu« schreibt der belgische Buchautor Tony Adriaensens: »Die Werkstattkapazität war derart ausgelastet, dass wegen des Platzmangels einige Abschlussar­ beiten auf der Straße davor erledigt wurden. Die Carrozzeria Vignale & Co. kleidete zehn Otto­-Vu­-Fahrgestelle ein, alle nach Giovanni Michelottis Entwürfen.«

Text Richard Heseltine // Fotos Paul Harmer // Bearbeitung Christel Flexney

Lesen Sie die ganze Geschichte in OCTANE #53

Wir danken dem Octane Magazin für den bereitgestellten Content.

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