CLASSICS

MEHR ALS NUR EINE NUMMER

Lancias 037

Lancias 037 war der letzte Rallye-WM-Sieger ohne Allradantrieb. Dies ist der originale Entwicklungsträger mit Chassisnummer 001, restauriert von seinem ursprünglichen Erbauer.

Nur rund 200 für die Gruppe B-Homologation benötigte Exemplare mit Straßenzulassung wurden gebaut; zusammen mit den lupenreinen Rallyemonstern hat Lancia mit Hilfe von Pininfarina und Abarth 257 Exemplare des 037 aufgebaut. Einige Werkswagen – gesteuert von den Spitzenpiloten jener Zeit und in unvergessener Martini-Optik – haben ihren eigenen Platz in der Ruhmeshalle des Rallyesports. Doch gibt es ein Exemplar, das eine ganz besondere Rolle in der Geschichte des 037 spielt.

Lancias 037

Auf italienisch heißt “037” zerotrentasette, ausgesprochen in einem Wort. Das reicht, um eine ganze Epoche des Rallyesports zu identifizieren.

Chassis Nr. 1 oder wie es offiziell heißt ZLA.151AR0.0000001, mit einem zusätzlichen Stempel »Abarth SE037-001«. Der allererste 037, entwickelt (und verehrt) vom damals 32 Jahre alten Leiter der Lancia Abarth Rallyeabteilung, Sergio Limone. Nach seiner Pensionierung rettete der heute 72-jährige Turiner die Nummer 1 und restaurierte sie in Eigenregie, doch davon später.

»Die Zeit zwischen Ende 1979 und Anfang 1980 war nicht leicht, da es eine Menge Konfusion im Rallyesport gab«, erzählt uns Limone. »Ich leitete die Technikabteilung, nachdem Mario Colucci, Vater des Fiat Abarth 131, Ende 1978 in den Ruhestand gegangen war und weil Pier Paolo Messori, der später für den Delta S4 verantwortlich zeichnen sollte, erst später zu uns stieß. Was mich in die beneidenswerte, aber riskante Lage versetzte, eigene Entscheidungen mit großer Tragweite treffen zu müssen.«

Lancias 037

Sergio Limone 40 Jahre später am selben Ort, wiedervereint mit dem Auto, das er auf die Räder stellte.

Limone untersuchte mit seinem Team mehrere Alternativen, darunter einen Fiat Ritmo mit Mittelmotor à la Renault 5 Turbo und einen Lancia Delta mit Ferrari-Motor, Transaxle-Antrieb und Gitterrohrrahmen. Aus diesem »036« wurde später der Delta S4. Später, wie es so oft mit Prototypen passiert, wurde der Wagen außerhalb des Abarth Gebäudes abgestellt und vergessen.

»Ich sah ihn jeden Tag, bei jedem Wetter geparkt hinter dem Wagen Nummer 3. Er sah immer trauriger und vernachlässigter aus und näherte sich langsam dem Punkt, an dem Autos verschrottet werden«, erinnert sich Limone. »Daher trug ich mich mit dem Gedanken, ihn zu retten und fragte im Januar 1983 unseren Geschäftsführer Fabio Massimell, ob ich ihn kaufen könnte. Er stimmte zu, nicht ohne nach den Gründen zu fragen. Ich antwortete, dass dies mein erster Wagen gewesen sei.

Es dauerte dann zehn Jahre, um den 037 wieder auf den Stand von Mitte 1981 zu bringen. Bei der Arbeit wurde ich tatkräftig von meinen alten Kollegen bei Abarth unterstützt. Der Motor hat eine Kugelfischer-Einspritzung und den kleineren Kompressor des Stradale-Modells. Er leistet nur etwas mehr als 205 PS, ist aber einfach zu tunen und zuverlässig.«

Eine kurze Fahrt sorgt für eine Neudefinition des Begriffs »lautes Auto«, doch genieße ich gleichzeitig den Eindruck einer perfekten Straßenlage. Eine wunderbar ausbalancierte Maschine, die sich leicht und natürlich sowohl mit dem Lenkrad wie mit dem Gas steuern lässt. Man gehe eine Kurve schnell genug an, um Untersteuern zu provozieren, um es dann durch kräftigen Druck aufs Gaspedal und Gegenlenken in den spektakulärsten, doch leicht zu kontrollierenden Powerslide umzuwandeln. Ich fühle mich wie ein Kind, das unter den gütigen und beschützenden Augen eines Elternteils seinen Spaß hat. Und kann absolut verstehen, warum Giorgio Pianta damals ebenfalls so angetan war.

Ich muss mir auch noch einmal ins Gedächtnis zurückrufen, dass dies ja kein »normaler« 037 ist, wenn es so etwas überhaupt gibt. Sondern Auto Nummer 1, ein unersetzbarer Teil der Rallyegeschichte. Es war wirklich ein ganz besonderer Tag.

Text: JameText Massimo Delbò // Fotos Max Serra // Bearbeitung // Thomas Imhof

Lesen Sie in OCTANE #49 die ganze Geschichte über die Entstehung des ultraschnellen Rodin FZED.

Weitere Infos:

Lesen Sie die ganze Geschichte in OCTANE #49

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