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Out of the box –
die Fotografie von René Staud
Es gibt kaum ein Porsche-Modell, das René Staud nicht fotografiert hat. Die Staud Studios in Leonberg sind der Laufsteg der Autoindustrie. Und während im Zuge der Digitalisierung viele Fotostudios verschwunden sind, boomt René Stauds Firma weiter.
Richtiggehend unvorstellbar war es, und doch ist es nun passiert: René Staud lebt nicht mehr 24/7 fürs Business, sondern hat die Hoheit über seine legendären und sehr erfolgreichen Staud Studios an die Söhne Pascal und Patrick übergeben. Ruhestand also? Freiheit vielmehr! Denn Staud ist niemals Rentner, er ist Privatier.
Wir treffen den Mann dort, wo er nur noch selten ist, in Leonberg, in diesem riesigen Schuhkarton seines Fotostudios. Living in the Box, das war sein Arbeitsleben. Staud trägt Schwarz, wie jeden Tag wahrscheinlich, zumindest aber wie an jedem Tag, an dem er öffentlich ist. René Staud hat nicht nur die Art seiner Fotografie zu einer Marke gemacht, er ist selbst die Marke. Von seinem Stil her, von seinem Äußeren aber auch. Schwarz die Hose, schwarz das Jackett, darunter gern ein schlichtes weißes Hemd.
1972 stand René Staud das erste Mal bei einem Autoshooting hinter der Kamera. Auf Fuerteventura ließ er einen Buggy über die Dünen fliegen, eigentlich ein Lifestyle-Shooting für eine Investmentfirma, die Urlaubsdomizile auf der kanarischen Insel in Deutschland verkaufen wollte. Dafür musste Lust auf Fuerteventura gemacht werden. Fliegende Dune Buggys waren da schon ziemlich optimal, weil ziemlich hip. Ebenso wie Windsurfen, das in Europa unbekannt war. Erst 1977, durch die Zeitschrift „Surf“, lernte die Nation das sogenannte Stehbrettsegeln besser kennen und auch lieben.
Ein Defilee der automobilen Jugendträume
Er wächst auf in der Stuttgarter City. In direkter Nähe zum beschaulichen Rotlichtviertel der Schwabenmetropole faszinieren den kleinen René Staud am Abend die dicken Autos und Sportwagen, die langsam durch die engen Gassen rollen und vor den Bars und Clubs parken. Da sieht der Sohn eines recht armen Holzbildhauers echte Ferrari, zuweilen Maserati, Iso Rivolta, Mercedes SL und natürlich auch den einen oder anderen 356er von Porsche. Ein Defilee der automobilen Jugendträume.
Vor der Kamera hatte er später alle. Und er lernte die Sammlungen der ganz Reichen und Berühmten kennen, weil er ihre Preziosen unter dem Magic Flash ins rechte Licht rückte und bis heute rückt. Ein eigenes, kleineres Sortiment hat sich über die Jahrzehnte auch beim 1951 geborenen Schwaben angesammelt. Unter dem riesigen Studio, das auch schon Platz für einen riesigen Lastwagen geboten hat, bewahrt Staud seine privaten Lustobjekte auf. Rund 40 Porsche hat René Staud schon besessen, davon 25 mit der Typenbezeichnung 911. Er ist sie immer auch im Alltagsbetrieb gefahren. Sein 959 hatte am Ende 60.000 Kilometer auf dem Tacho, als der Fotograf entschied, dass der technische Superstar aus Zuffenhausen dann doch zu schade sei, um ihn im Stop-and-Go zwischen Studio und Zuhause aufzufahren.
Staud selbst ist ein leidenschaftlicher Racer
Spaß gemacht hat er ihm aber schon sehr, schließlich ist Staud selbst ein leidenschaftlicher Racer. Zwischen 1996 und 1998 war er mit seinem cool gestylten weißen F-Modell mit rotem Längsstreifen übers Dach und über Front- und Motorhaube selbst ein ziemlich dekoratives Fotoobjekt.
Fotocredit: René Staud Studios René Staud inszeniert Objekte zu Ikonen. Der Maestro erschafft um sie eine emotionale Aura mit Ewigkeits-Charakter.
Eine klassische Staud-Arbeit. Der Wagen ist ikonografisch inszeniert, zum Kultobjekt erhoben – doch für René Staud ist der Wagen mehr nur als ein Fotoobjekt, er ist sein Lieblings-Elfer.
Gut 16 Wagen, vielleicht auch eine Handvoll mehr, parken unter Stauds Arbeitsplatz in Leonberg. Bevor man dort ankommt, geht es vorbei an beleuchteten Vitrinen mit Auszeichnungen für seine Kunst, alten Kameras, darunter auch seine erste eigene Kamera, eine Edixa Mat Ref lex. Edle Modellautos, riesige Stoppuhren – Devotionalien eines erfolgreichen und eines sehr erfüllten Lebens. Zu vielen gibt es kleine Geschichten, manches ist einfach nur schön oder amüsant.
René Stauds Garage
Niemals ist dieser Mann protzig, immer hat er ein Lächeln auf den Lippen, das seinem Gast schmeichelt und das ihn auf jedem Bild sympathisch aussehen lässt und ziemlich gut. Aber wenn er nicht weiß wie, wer dann? René Staud nimmt uns mit in seine Garage.
Insgesamt elf Porsche-Modelle besitzt der Man in Black. Sechs historische, fünf neue. Sein erster ist nicht mehr darunter. Das war ein 914/4. Schwarz (natürlich) mit gelben Felgen. Das Auto hat er der Presseabteilung abgekauft, es stand wie Blei auf dem Hof vor dem roten Backsteinbau in Werk 1. Im Hippie-Jahrzehnt der 70er-Jahre waren schwarze Autos out und folglich ein Schnäppchen.
René Stauds Lieblings-Porsche
„Porsche hatte für mich schon immer eine ganz starke Bedeutung“, sagt der Grandseigneur der Autofotografie, und natürlich auch: „Ich habe mir schon immer einen gewünscht, seit ich ein kleiner Junge bin.“ Oft gehört, doch ihm glaubt man es, wenn man die leuchtenden Augen sieht und die Hand, die am Griff des roten Targa zieht. Es ist ein 2.7 von 1974. René Stauds Lieblings-Porsche. Routiniert dreht er den Wagen im Bogen aus der Tiefgarage und schickt den roten Targa Richtung Weissach. Der Weg dorthin hat einige elegante und einige recht scharfe Kurven – ideales Terrain für den 911 und seinen Piloten am Steuer.
„Er passt da irgendwie perfekt rein“, denkt man, wenn man die Bilder von René sieht – da stimmt alles, die Freude im Gesicht, die Dynamik auf dem Asphalt. Der Privatier und der Porsche, zwei, die es geschafft haben. Zwei out of the Box.
Porsche 911 2.7 Targa
Baujahr: 1974
Motor: Sechszylinder-Boxer
Hubraum: 2.653 cm3
Beschleunigung 0-100 km/h: 6,3 s
Maximale Leistung: 210 PS (154 kW)
Leergewicht: 1.075 kg
Höchstgeschwindigkeit: 245km/h
Info
Text erstmalig erschienen im Magazin Porsche Klassik 24.
Autor: Edwin Baaske
Fotografie: Felix Aliberti
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Astrid Böttinger
Pressesprecherin Heritage und Porsche Museum
Teamkoordination Kommunikation