DER CLUB
Review:
Vortrag von Michael Theurer,
FDP, Staatsekretär
„Individuelle Mobilität und damit auch das Automobil wird weiterhin im Vordergrund stehen.“
Michael Theurer, FDP, Staatsekretär für Digitales und Verkehr, spricht über den Verkehr der Zukunft.
Präsident Bernd Schlossnickel begrüßt den 57-jährigen Vollblut-Politiker im Clubhaus des WAC und liefert zugleich einige biografische Daten: geboren in Tübingen, aufgewachsen in Horb am Neckar. Dann Uni-Abschluss als Diplom-Volkswirt, Oberbürgermeister der Stadt Horb und bereits seit 1983 ein engagierter FDP-Mann. Von den jungen Liberalen über Mitglied im Landtag bis zum stellvertretenden Vorsitzenden der FDP/DVP-Landesfraktion.
Schließlich der Wechsel in den FDP-Bundesvorstand, später Mitglied des Europäischen Parlaments und Stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktionen, um nur einige der vielen Stationen von Michael Theurers Karriere zu nennen. Seit Dezember 2021 schließlich Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr, seit Januar 2022 Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr.
Zunächst würdigt Theurer die Leistungen der drei WAC-Gründer Bosch, Daimler und Maybach, die zum Teil unter schwierigen Verhältnissen aufwuchsen und dennoch als Pioniere im Automobilbau Außergewöhnliches leisteten. Sie seien heute noch Vorbild dafür, wie man „neue Aufgaben durch Know How und Technologie meistern kann.“ Außerdem schufen diese Pioniere die Grundlage für eine „wohlhabende und glückliche Lebenssituation in der BRD“, so das Ergebnis einer aktuellen Umfrage.
Damit das so bleibt, benötige Deutschland jedoch eine starke Infrastruktur, die intelligente Kombination der verschiedenen Verkehrssysteme und nicht deren gegeneinander. Laut Kraftfahrbundesamt soll zum Beispiel der Güterverkehr bis 2051 um 46 % Prozent zunehmen. Hier müsse man verstärkt weiterhin in das oft marode Schienennetz investieren und die Wasserstraßen besser nutzen. Auch Genehmigungsverfahren sollten deutlich verkürzt werden, „wodurch neben Schienen- und Brücken. auch Autobahnprojekte schneller fertiggestellt werden können“. Denn am Automobil für den Konsumgüter-Transport und für den individuellen Personenverkehr führt derzeit kein Weg vorbei.
Nur sollte dieser deutlich emissionsfreier werden. Obwohl moderne Motoren die Abgasmenge pro Fahrzeug reduzierten, „haben deren Bestand und die damit zurückgelegten Fahrstrecken stark zugenommen“. Das Automobil mit Elektro-Antrieb wäre eine Lösung für den individuellen Personenverkehr, „aber kein Allheilmittel“. Eine durch die Politik verordnete „einseitige Technologie“ stößt beim Verbraucher schnell an ihre Grenzen. Theurer hält dagegen fest: „Der Markt wird es regeln.“ Und weil sich die FDP gegen das durch die EU beschlossene Verbrenner-Verbot wehrte, kann die Entwicklung klimaneutraler Kraftstoffe fortgesetzt werden: „E-Fuel-Only-Cars werden kommen.“ Außerdem werden viele der heute in Deutschland zugelassenen rund 50 Millionen Verbrenner-Autos auch über 2035 hinaus noch in Betrieb sein und können dann mit E-Fuels betrieben werden.
Würde man „körperliche Mobilität durch eine geistige ersetzen“, käme dies ebenfalls der Umwelt zugute. Die modernen Möglichkeiten von Home-Office und virtueller Realität könnten lange Anfahrten zu Objektbesichtigungen oder Arztpraxen überflüssig machen und so den Straßenverkehr entlasten. Trotzdem wird die individuelle Mobilität durch das Automobil, wie es die WAC-Begründer bereits visionär im Blick hatten, weiterhin im Vordergrund stehen: „Die Menschen sollen selbst entscheiden, mit welchen Autos sie jetzt und in Zukunft fahren wollen.“
Bei der anschließenden Gesprächsrunde stand vor allem die Frage im Raum, weshalb gerade die Bundesrepublik ihren CO2-Ausstoß deutlich reduzieren soll, während andere Länder und Regionen dazu (noch) nicht in die Pflicht genommen werden. Theurer sieht in diesem Bemühen eine wichtige Vorbild-Funktion, wenn er sagt: „Wir können dadurch den Schwellenländer zeigen, dass ein gewisses Wohlstands-Niveau auch klimaneutral zu erreichen ist.“