CLASSICS
Wir stehen für die
Faszination des Originals
Weltweit gilt Klaus Kienle als einer der führenden Experten für die Modelle 300 SL und 600. In einem Gespräch nimmt er Stellung zu den Fälschungsvorwürfen der Staatsanwaltschaft Stuttgart.
Herr Kienle, welche Gedanken haben Sie, wenn Sie an den 31. Mai zurückdenken?
Das war heftig: Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt haben unseren Betrieb und unsere Wohnräume durchsucht. Wir wussten davon nichts. Journalisten waren jedoch bereits informiert und vor Ort.
Die Staatsanwaltschaft teilte in einer Pressemitteilung mit, dass sie Ihren Betrieb verdächtigt, „professionelle Dubletten“ von Oldtimern hergestellt und verkauft zu haben. Konkret gehe es um einen 300 SL Roadster aus dem Jahr 1961 in der Sonderfarbe Phantasiegelb. Was sagen Sie dazu?
Dieser Vorwurf ist schlicht unwahr: Tatsächlich war uns das Fahrzeug vor einigen Jahren von einem Kunden angeboten worden. Der Zustand war nicht gut. Wir haben den Wagen gewartet, fahrbereit gemacht und innerhalb kurzer Zeit an einen Käufer vermittelt.
Sie haben dieses Auto nicht restauriert?
Nein.
Wie kommen die Ermittlungsbehörden auf einen solchen Vorwurf?
Das weiß ich nicht. Offensichtlich lagen den Ermittlungsbehörden falsche oder unvollständige Informationen vor. Stattdessen haben wir inzwischen recherchiert, dass die Historie dieses 300 SL bis mindestens in die 1980er-Jahre zurückverfolgbar ist. Er hatte mehrere Vorbesitzer. Seine Fahrgestellnummer trägt der Wagen seit mindestens 30 Jahren! Damit ist nachgewiesen, dass wir den phantasiegelben 300 SL weder hergestellt noch eine Fahrgestellnummer angebracht haben. Dass der Fälschungsvorwurf haltlos ist, hat mittlerweile auch die Staatsanwaltschaft eingesehen. Auf unsere Aufforderung hin hat sie die Pressemitteilung vom 31. Mai zurückgezogen.
Falls es tatsächlich zwei Fahrzeuge mit derselben Fahrgestellnummer gibt, hätte Ihnen das als Händler nicht auffallen müssen?
Die Papiere des Wagens waren in Ordnung. An ihm haben während der vergangenen Jahrzehnte renommierte Fachwerkstätten gearbeitet. Es gab keinen Zweifel, dass mit dem Fahrzeug etwas nicht stimmen könnte. Doch Sicherheit bringt nur eine aufwändige Begutachtung, bei der unter anderem Material entnommen wird. Wir empfehlen prinzipiell eine solche Analyse. Wenn es jedoch keinerlei Verdacht gibt, verzichten viele auf diese Investition.
Ist mittlerweile bewiesen, dass es sich bei dem von Ihnen vermittelten phantasiegelben Roadster um eine Dublette handelt?
Nach meiner Kenntnis wurde das Fahrzeug bislang nicht begutachtet.
In den letzten Wochen gab es weitere Vorwürfe gegen KIENLE Automobiltechnik. Was hat es damit auf sich?
Wir stehen nun im Fokus, klar. Neider profilieren sich, teilweise auch in der Deckung der Anonymität. Doch auch die weiteren Vorwürfe sind genauso unhaltbar wie der Vorwurf der Staatsanwaltschaft.
Wir sind einer der renommiertesten Restaurierungsbetriebe der Welt. Viele unsere Kunden unterstützen uns, das hat uns sehr gefreut und bestärkt. Sie wissen, dass bei uns immer Fairness, Offenheit, Kompetenz zählen – und dass wir nach außen hin absolut diskret sind. Wir stehen seit jeher für die Faszination des Originals und lehnen Kopien ab.
Wie gehen Sie nun weiter vor?
Wir arbeiten weiter eng mit den Ermittlungsbehörden zusammen. Mein Ziel ist eine umfassende Aufklärung. Ich bin sicher, dass nun schnell erkannt wird, wie haltlos sämtliche Vorwürfe sind.
Gegen die Verbreitung von Unwahrheiten, falschen Verdächtigungen und Rufschädigungen gehen wir konsequent und mit allen zur Verfügung stehenden juristischen Mitteln vor. Ich werde den über 40 Jahre hart erarbeiteten Ruf von KIENLE Automobiltechnik schützen.
Fotos: Kienle
Kienle News Magazin
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Diesen Artikel finden Sie in der Kienle Magazin Ausgabe 02/2020